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«ERZIEHEN WIR MIT DEM HERZEN DON BOSCOS »

Rom – Salesianum, 18. Januar 2008

Liebe Brüder und Schwestern, Mitglieder der Salesianischen Familie, liebe Teilnehmer an den Spiritualitätstagen der Salesianischen Familie:

Ich freue mich, hier einige Überlegungen zur Salesianischen Erziehung mitteilen zu dürfen, dies geschieht im folgenden Bewusstsein - wie Johannes Paul II am 31. Januar 1988 schrieb: „Die Situation der Jugendlichen in der Welt von heute hat sich [...] sehr gewandelt und bietet vielfältige Bedingungen und Aspekte, wie die Erzieher und Seelsorger wissen. Und doch bleiben auch heute die gleichen Fragen, die der Priester Giovanni Bosco von Anfang seines Dienstes an meditierte in dem Wunsch zu verstehen und weil er handeln wollte. Wer sind die Jugendlichen? Was wollen sie? Wohin streben sie? Was haben sie nötig?“ (Juvenum Patris, 6).

1. DON BOSCO EIN HEILIGER ERZIEHER

Sicher, wenn ich von salesianischer Erziehung spreche, führt es mich dazu, vor allem über Don Bosco zu sprechen, der „seine persönliche Heiligkeit im erzieherischen Bemühen verwirklicht, wobei er sich eifrig und mit apostolischem Herzen einsetzt, und das zugleich die Heiligkeit als konkretes Ziel seiner Pädagogik sichtbar macht.“ (JP5).

Don Bosco erreicht die Heiligkeit als heiliger Erzieher. Pius XI. zögerte nicht, ihn als “educator princeps”, als „Fürst der Erzieher“ zu bezeichnen.

Ein glückliches Zusammentreffen von persönlichen Begabungen und bestimmten Umständen hat bewirkt, dass er „Vater, Lehrmeister und Freund der Jugend“ wurde, wie Johannes Paul II. ihn 1988 nannte. Bemerkenswert sind sein angeborenes Talent, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen und ihr Vertrauen zu gewinnen; die Ausübung des Priesteramtes, die ihm eine tiefe menschliche Herzenskenntnis und die Erfahrung der Wirksamkeit der Gnade in der Entwicklung des Jungen vermittelte; eine geniale praktische Fähigkeit, die erlangten Einsichten in einfachen Formen umzusetzen; das lange Verweilen unter den Jugendlichen, das es ihm erlaubte, die anfänglichen Erkenntnisse zur vollen Entfaltung zu bringen.

An der Wurzel von allem steht eine Berufung. Für Don Bosco war der Dienst an den Jugendlichen die großherzige Antwort auf einen Ruf des Herrn. Die Verbindung von Heiligkeit und Erziehung im Hinblick auf die Pflichten, die Askese und die Ausdrucksformen der Liebe bildet den unverwechselbaren Grundzug seiner Persönlichkeit. Er ist ein heiliger Erzieher und ein erziehender Heiliger.
Aus dieser Verbindung entsteht ein „System“, das heißt ein Miteinander von Intuitionen und Praxis, die in einer wissenschaftlichen Abhandlung dargelegt, in einem Film erzählt, in einem Gedicht besungen oder in einem Musical dargestellt werden kann. Es handelt sich um ein Abenteuer, welches die Mitarbeiter mit Leidenschaft gepackt hat und die Jugendlichen hat träumen lassen.
Dieses System haben seine Schüler, für die Erziehung ebenfalls eine Berufung war, übernommen. Sie haben es in eine große Vielfalt von kulturellen Situationen hinein getragen und in verschiedenartige Erziehungsangebote übertragen – immer in Übereinstimmung mit den Lebensbedingungen der Jugendlichen, die Empfänger dieser Angebote waren.
Wenn wir auf die persönliche Geschichte Don Boscos oder auf die Geschichte irgendeines seiner Werke zurückblicken, ergeben sich ganz spontan einige Fragen: Und heute?
Inwieweit sind seine Einsichten noch maßgebend? Inwieweit können die praktischen Lösungen, die er verwirklicht hat, dazu beitragen, Schwierigkeiten zu lösen, die für uns so gut wie unüberwindbar scheinen: den Dialog zwischen den Generationen, die Möglichkeit der Wertevermittlung, die Umsetzung einer Vision von der Wirklichkeit etc.?
Ich möchte hier nicht die Unterschiede aufzählen, die zwischen der Zeit Don Boscos und unserer Zeit bestehen. Wir finden sie – und nicht in geringem Maße – auf allen Gebieten vor: in den jugendlichen Lebensbedingungen, in der Familie, in den Sitten und Gebräuchen, in der Art der Erziehungsvorstellungen, im sozialen Leben, ja selbst in der religiösen Praxis. Wenn es schon schwierig ist, eine Erfahrung der Vergangenheit bis an die Grenzen der getreuen geschichtlichen Rekonstruktion zu verstehen, so ist es noch viel schwieriger, sie in einem völlig andersartigen Umfeld neu zu beleben und in die Praxis umzusetzen.
Dennoch sind wir der Überzeugung, dass das, was mit Don Bosco geschehen ist, ein Moment der Gnade voller Möglichkeiten ist. Wir sind davon überzeugt, dass diese gnadenhafte Erfahrung Einsichten enthält, die Eltern und Erzieher in der Gegenwart interpretieren können; dass es bedeutungsvolle Anregungen für die Entwicklung gibt: Keime sozusagen, die aufblühen möchten.

Die Erziehung, besonders die der benachteiligten Jugendlichen, ist nicht so sehr ein Problem der professionellen Tätigkeit und Qualifikation als vielmehr und hauptsächlich eine Frage der Berufung. Don Bosco war ein Charismatiker und ein Pionier. Er überschritt die üblichen Grenzen der Gesetzgebungen und der Praktiken. Er schuf all das, was mit seinem Namen verbunden ist, unter dem Antrieb eines ausgeprägten sozialen Empfindens, jedoch durch eine selbständige Initiative. Vielleicht ist die Anforderung heute keine andere: die verfügbaren Energien gedeihen zu lassen, die erzieherischen Berufungen zu fördern und entsprechende Projekte des Engagements zu unterstützen.
Die Wirksamkeit der Erziehung beruht auf ihrer Qualität, vor allem der des Erziehers, des Erziehungsklimas, auf dem Erziehungsprogramm und der Erfahrung. Die Gesamtheit der Gesellschaft, die Vielfalt der Sichtweisen und Botschaften, die angeboten werden, und die Trennung der verschiedenen Bereiche, in denen sich das Leben abspielt, haben Tendenzen und Risiken auch für die Erziehung mit sich gebracht. Eines davon ist eine Bruchstückhaftigkeit der Inhalte, die dargeboten werden, und der Formen, unter denen man sie aufnimmt. Ein weiteres Risiko ist die Auswahl nach den je eigenen individuellen Vorlieben: Subjektivismus. Das beliebig Wählbare (engl. optional) ist vom Markt ins Leben zurückgekehrt. Wir alle kennen die schwierigen Gegensätze, die es miteinander zu versöhnen gilt: individueller Profit und Solidarität, Liebe und Sexualität, weltliche Sichtweise und Sinn für Gott, Übermaß an Informationen und Schwierigkeiten der Bewertung, Freiheit und Gewissen. Offensichtlich tragen die Gnade des Einheit im Herzen des Erziehers und die eigene Heiligkeit im Wesentlichen dazu bei, diese und andere Spannungen im Feld der Erziehung zu überstehen.

2. Die spirituelle / erzieherische Erfahrung Don Boscos

Für Don Bosco verlangt Erziehen eine Fülle von Vorgehensweisen, die sich auf Überzeugungen der Vernunft und des Glaubens gründen und das erzieherische Wirken lenken. Im Mittelpunkt seiner Vision steht die “seelsorgliche Liebe”, die geneigt ist, den Jugendlichen zu lieben, in welchem Zustand auch immer er sich befindet, um ihn zur Fülle des Menschlichen, wie sie in in Christus offenbart wurde, hinzuführen, um ihm das Bewusstsein und die Möglichkeit zu geben, als ehrenhafter Bürger und Kind Gottes zu leben. (Juvenum Patris, 9).

Es war das Kriterium Don Boscos, all das zu entfalten, was der Jugendliche als positive Antriebskraft oder Sehnsucht in sich trägt, indem man ihn auch mit einem kulturellen Erbe in Kontakt bring, das aus Visionen, Gebräuchen und Glauben besteht; ihm die Möglichkeit einer tiefen Glaubenserfahrung bietet; ihn in eine soziale Wirklichkeit einführt, als deren aktiven Teil er sich durch die Arbeit, die Mitverantwortung für das Allgemeinwohl und das Engagement für ein friedliches Zusammenleben fühlt.

Er drückte dies in einfachen Formeln aus, die die Jugendlichen verstehen und annehmen konnten: „gute Christen und ehrbare Bürger“, „Gesundheit, Weisheit, Heiligkeit“, „Vernunft und Glaube“.
Um nicht in utopische Höchstforderungen zu verfallen, begann Don Bosco dort, wo es möglich war, entsprechend den Lebensbedingungen des Jugendlichen und der Situation des Erziehers. In seinem Oratorium spielte man, war man aufgenommen, schuf man Beziehungen, bekam man religiöse Unterweisung, lernte man Lesen und Schreiben, wurde man in die Arbeitswelt eingeführt, gab man sich gesellschaftliche Verhaltensnormen, dachte man über das Recht zur handwerklichen Arbeit nach und versuchte, sie zu verbessern.

Heute kann es einen Unterricht geben, der die Probleme des Lebens nicht in den Blick nimmt. Das ist eine häufig wiederkehrende Klage der Jugendlichen Es kann eine berufliche Ausbildung geben, die sich nicht um die ethische oder kulturelle Dimension kümmert. Es kann eine menschliche Erziehung geben, die sich mit dem unmittelbar Vorfindbaren begnügt und keine Fragen nach der Existenz stellt.

Wenn das Leben und die Gesellschaft zu einem Gesamtkomplex geworden sind, ist die Einzelperson auf eine einzige Dimension ohne Plan und Kompass verwiesen und dazu bestimmt, entweder in die Irre zu gehen oder abhängig zu werden. Die Bildung des Geistes, des Gewissens und des Herzens sind notwendiger denn je.

Aber der Schwachpunkt der Erziehung heute ist die Kommunikation: zwischen den Generationen durch die Schnelligkeit der Veränderungen, zwischen den Personen wegen des Nachlassens der Beziehungen, zwischen den Institutionen und ihren Zielgruppenwegen des unterschiedlichen Verständnisses der jeweiligen Zielsetzungen. Die Kommunikation, sagt man, ist konfus, gestört, der Mehrdeutigkeit ausgesetzt wegen des übertriebenen Lärms und Aufsehens, wegen der Vielfältigkeit der Botschaften, wegen des Mangels an Übereinstimmung zwischen Sender und Empfänger. Daraus ergeben sich Missverständnisse, Schweigen, begrenztes und wählerisches Hören in Form des Hin- und Herwechselns (Zappen), Nichtangriffspakte zur Gewährleistung einer größeren Ruhe. So ist es schwierig, zu Haltungen zu raten, Verhaltensweisen zu empfehlen und Werte zu vermitteln.

Und auch dieses hat sich seit den Zeiten Don Boscos nicht wenig geändert. Von ihm stammen Hinweise, die in ihrer Schlichtheit bezwingend sind, wenn man die Art und Weise herausfindet, sie in Handlungen umzusetzen. Einer dieser Hinweise lautet: “Liebt die Jugendlichen ”. “Man wird mehr erreichen, (so sagt Don Boscos), mit einem Blick der Liebe und einem Wort der Ermutigung als mit vielen Worten des Tadels”.

Die Jugendlichen zu lieben bedeutet, sie anzunehmen so wie sie sind, mit ihnen Zeit zu verbringen; die Freude und den Willen zu zeigen, ihren Geschmack und ihre Themen mit ihnen zu teilen, Vertrauen in ihre Fähigkeit zu beweisen, auch das zu ertragen, was vorübergehend und gelegentlich ist; stillschweigend das zu verzeihen, was ungewollt oder Frucht von Spontaneität oder Unreife ist.

Es gibt ein Wort, das heute nicht oft verwendet wird und das die Salesianer eifersüchtig bewahren, weil es “das Herz Don Boscos” verkörpert, und zusammenfasst, was sich Don Bosco im Hinblick auf die erzieherische Beziehung zu eigen machte und empfahl: die Liebenswürdigkeit (amorevolezza). Ihre Quelle ist die Liebe, wie sie das Evangelium vorstellt. Der Erzieher erkennt den Entwurf Gottes im Leben eines jeden Jugendlichen und hilft ihm, sich dieses Entwurfs bewusst zu werden und ihn mit derselben befreienden und großherzigen Liebe zu verwirklichen, mit der Gott ihn vorgezeichnet hat.

Dies erzeugt eine Zuneigung, die nach dem Auffassungsvermögen des Jugendlichen, besonders des armen, ausgedrückt wird. Sie ist vertrauensvolle Annäherung, der erste Schritt und das erste Wort, die Wertschätzung, die in verständlichen Gesten erwiesen wird; in Gesten, die das Vertrauen fördern, innere Sicherheit vermitteln sowie den Willen eingeben und unterstützen, sich zu engagieren.

Auf diese Weise reift – freilich nicht ohne Schwierigkeiten – eine Beziehung, auf die man das Augenmerk richten muss, wenn man eine Übersetzung der Einsichten Don Boscos in unserem Zusammenhang bieten will. Sie ist eine Beziehung, die von Freundschaft geprägt ist und bis hin zur Väterlichkeit gedeiht.
Die Freundschaft wächst mit den Gesten der Familiarität und nährt sich von ihnen. Sie bringt ihrerseits das Vertrauen hervor. Und das Vertrauen ist in der Erziehung alles. Denn nur in dem Augenblick, in dem der Jugendliche uns seine Geheimnisse anvertraut, ist es möglich zu interagieren. Nur wenn er uns die Tür seines Herzens öffnet, können wir Werte, edle Gefühle und hohe Ideale vermitteln.
Die Freundschaft hat für uns eine sehr konkrete Ausdrucksform: die Assistenz. Es ist überflüssig, die Tragweite der salesianischen Assistenz von der Bedeutung her verstehen zu wollen, die das Wörterbuch oder die aktuelle Umgangssprache dem Wort geben.
Es handelt sich um einen Begriff, der im Innersten einer Erfahrung geprägt wurde und mit ganz ursprünglichen Bedeutungen und Anwendungen angefüllt ist. Er bringt den Wunsch mit sich, mit den Jugendlichen zu sein: „Hier bei euch fühle ich mich wohl.“ Die Assistenz ist gleichzeitig physische Präsenz dort, wo die Jugendlichen sich aufhalten und Erfahrungen austauschen oder Pläne machen und die moralische Kraft, weil sie imstande ist, Verständnis zu äußern, aufzuwecken und Mut zu machen. Sie ist auch Orientierung und Rat je nach den Bedürfnissen der Einzelnen.
Die Assistenz erreicht die Ebene der erzieherischen Väterlichkeit, die mehr ist als Freundschaft. Sie ist eine gefühlsmäßige und maßgebliche Verantwortung, die Leitung und Lebensunterweisung bietet, sowie Disziplin und Engagement fordert. Die erzieherische Väterlichkeit ist Liebe und Autorität.
Sie zeigt sich besonders in der Fähigkeit, in persönlicher Weise „zum Herzen zu sprechen“, weil man so das erreicht, was die Gedanken des Jugendlichen beschäftigt, die Bedeutung der Ereignisse enthüllt, indem man an ihr Gewissen und die Tiefgründigkeit rührt.
Man soll nicht viel, aber in direkter Weise, nicht in erregter, sondern in klarer Form reden. In der Pädagogik Don Boscos gibt es zwei Beispiele dieser Art zu reden: „die Gute-Nacht-Ansprache“ und das „Wort ins Ohr“, jenes persönliche Wort, das in den informellen Augenblicken der Freizeit fiel. Das sind zwei Augenblicke, die reich sind an emotionaler Beteiligung. Sie beziehen sich immer auf konkrete und unmittelbare Ereignisse und bieten täglich die rechten Einsichten, um mit ihnen umgehen zu können. Kurzum: Sie geben Lebenshilfen und lehren die Kunst zu leben.
Das ist es, weshalb Don Bosco die persönliche Heiligkeit im Erziehersein erreicht: So schaffte er es, Jugendliche zu Heiligen zu erziehen wie Dominikus Savio. Das ist es, weshalb es einen Bezug zwischen Heiligkeit und Erziehung gibt. Das ist der Grund, weshalb für den Erzieher das erzieherische Wirken zur spirituellen Erfahrung wird.

3. DAS PRÄVENTIVSYSTEM DON BOSCOS

Jean Duvallet sagte den Salesianern: “ Ihr habt Werke, Kollegien, Oratorien, aber ihr habt nur einen Schatz: Die Pädagogik Don Boscos. Riskiert alles andere, aber bewahrt diese Pädagogik... Der Herr hat euch eine Pädagogik anvertraut, in der die Achtung vor dem Jugendlichen, vor seiner Größe und vor seiner Zerbrechlichkeit, vor seiner Würde als Kind Gottes herrscht. Bewahrt sie, erneuert sie, verjüngt sie, bereichert sie durch moderne Entdeckungen, passt sie an eure Jugendlichen an, die in einem Maß leiden, wie Don Bosco es nie gesehen hat.“

Was ist nun dieses ursprüngliche Erziehungssystem? Johannes Paul II hat uns daran erinnert: Die erzieherische Praxis des Heiligen Johannes Bosco „stellt in gewisser Weise den Kern seiner pädagogischen Weisheit dar und bildet die prophetische Botschaft, die er den Seinen und der ganzen Kirche hinterlassen hat.“. Evangelisierung und Erziehung agieren, im inneren des Präventivsystems inniger und harmonischer Gegenseitigkeit.
Die Praxis Don Boscos ist eine pädagogisch-pastorale Kunst. Er hat die glühende Liebe seines Priesteramtes in dem konkreten Projekt der Erziehung der Jugendlichen im Glauben ausgedrückt. Die Pädagogik ist eine Kunst, die eine Begabung erfordert, wie es Don Boscs, das “Genie des Herzens” sagte. Es handelt sich nicht um statische oder magische Formeln, vielmehr um ein Zusammenspiel von Bedingungen, die die Person zu erzieherischer Väterlichkeit und Mütterlichkeit befähigen. Die erste dieser Bedingungen ist, die eigene Zeit zu kennen und sich an diese anzupassen. Im folgenden einige Charakteristiken, zu denen gehören:

3.1 Die Kreativität des Künstlers, um den seelsorgerischen Impuls mit erzieherischer Interlligenz in Beziehung zu setzen, zu innerst verbunden durch die Gnade der Einheit. Es handelt sich um eine Art apostolischer Leidenschaft, die sich berufen fühlt auf Grund des aktuellen Klimas der Säkularisierung (für die ebenfalls Erziehung oft ideologisiert wird.). Für Don Boscos ist das methodologische Prinzip, das ihn antreibt als echter Künstler zu agieren, seine Haltung der Liebenswürdigkeit: durch Vertrauen, Familiarität und Freundschaft als Mittel der anspruchsvollen Askese des Sich-Liebenswert-Machens („farsi-amare“). Das Präventivsystem hat viel Charismatisches und somit viel von einer Berufung und bedingt sowohl die Mystik der pastoralen Liebe (die Leidenschaft des “Da mihi animas”) als auch die Askese des “farsi amare” (“es genügt nicht die Jugendlichen zu lieben, sie müssen sich geliebt fühlen”), was weder bedeutet, sich aufzugeben, noch dem nachzugeben, was nicht gut ist.

3.2 In solidarischer Beziehung zu den Jugendlichen. Den ersten Schritt zu machen, “zu den Jugendlichen zu gehen” ist das “erste und grundlegende erzieherische Anliegen”, das sich im Zusammenleben verwirklicht, welches Ausdruck von operativer und effektiver Solidarität ist. Der Jugendliche ist aktives Subjekt der erzieherischen Praxis und muss sich als Hauptfigur in das Werk, das verwirklicht werden soll, eingebunden fühlen. Ohne seine freie Mitarbeit lässt sich nichts aufbauen. Dies ist die Erfahrung Don Boscos mit seinen Jugendlichen; er handelte nicht, indem er sie erzieherisch vereinnahmte, sondern indem er mit ihnen die Verantwortlichkeiten teilte. Eine solche erzieherische Solidarität ist heute nötiger denn je, wenn die Familie, die Schule, die Pfarrei, die Gesellschaft nicht immer mit den Ausbildungsbedürfnissen des Jugendlichen übereinstimmen.

3.3 Mit festem Blick auf den neuen Menschen. Das Ziel, das sich die salesianische Erziehung setzt, ist die Gestalt des neuen Menschen (Christus) in jedem Jugendlichen. Offensichtlich wird dies in der laizistischen Erziehung nicht in Betracht gezogen. Dieses Prinzip ist die Frucht unserer Überzeugungen. Für einen salesianischen Erzieher ist Christus die beste Nachricht, die man einem jungen Menschen weitergeben kann. Christus ist die Fülle der Offenbarung: er offenbart uns das Wesen Gottes und präsentiert ihn uns als Vater; er macht uns unsere tiefste Natur deutlich und sagt uns, dass wir in Christus Kinder Gottes, des Vaters sind. Es gibt keine größere Würde und keine bessere Nachricht zu übermitteln. Aus diesem Grund ist Christus für den Salesianer nicht eine Möglichkeit unter anderen, sondern die Fülle des Lebens, die vermittelt werden muss. Nur ER ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Das Ereignis Christi ist nicht nur Ausdruck einer religiösen Formel, sondern objektives Geschehen der menschlichen Geschichte. Jeder Mensch braucht Christus und strebt nach Ihm, auch, wenn er es nicht weiß. Diese Tendenz wohnt der menschlichen Natur inne und zeigt, dass der Mensch tatsächlich innerhalb der übernatürlichen Ordnung geschaffen wurde, in der “das Projekt Mensch”, mit Blick auf das Mysterium Christi gedacht ist. Die ungesunde Suche nach Wirksamkeit und der religiöse Relativismus wirken sich zu Ungunsten der Persönlichkeit der Jugendlichen aus.

3.4 Durch eine Arbeit präventiven Charakters. Vorbeugen ist die Kunst zum Guten zu erziehen, indem das Gute auf ansprechende Weise angeboten wird; es ist die Kunst, die Jugendlichen von innen heraus wachsen zu lassen, um mit innerer Freiheit äußere Formalismen zu überwinden; es ist die Kunst, sich das Herz zu verdienen, damit sie mit Freude den Weg gehen, Gutes zu tun, Abweichungen zu korrigieren und sich auf die Zukunft vorzubereiten. Es geht darum, den Kern zu errechen, in dem sich Verhaltensweisen bilden und verwurzeln.

3.5 Vernunft und Religion in einem einzigen Lichtstrahl vereinigen Die “’spezifische Erziehungsmethode Don Boscos präsentiert sich immer mit drei Polen: der Vernunft, der Religion und der Liebenswürdigkeit. Es handelt sich um drei Pole, die miteinander in Spannung stehen, nicht jeder Bereich für sich selbst. Es sind weder einfach menschliche Werte (Horizontalismus) noch nur religiöse (Spiritualismus); noch ausschließlich Werte der Liebenswürdigkeit (Sentimentalismus), aber alle drei Pole gemeinsam, in einem Klima der Güte, der Arbeit, der Freude und Aufrichtigkeit, geben die Sicherheit für das Funktionieren der Gnade der Einheit im erzieherischen Handeln ”. Offensichtlich wird die Praxis des Präventivsystems für den Erzieher zu einer sehr anspruchsvollen Spiritualität. Es lässt sich nicht umsetzen, ohne eine bestätigte pastorale Liebe, ohne eine wahre Leidenschaft, sich ganz dem Heil der Seelen zu verschreiben. Wir sprechen von pädagogischer Heiligkeit, von attraktiver, aber tiefgründiger Heiligkeit, von Heiligkeit, die sich mit Fröhlichkeit identifiziert, aber die auf dem Dienst am Jugendlichen, dem Opfers, der Arbeit und der Besonnenheit (‘coetera tolle’) gegründet ist.

3.6 Eine kreative Aufgabe in der Auseinandersetzung mit der Freizeit der Jugendlichen. Das 23. Generalkapitel sagt aus, dass “das Leben der Gruppe ein grundlegendes Element der pädagogischen salesianischen Tradition ist”. In Chieri gründete der junge Johannes Bosco den “Bund der Fröhlichen”; Dominikus Savio gründete das Immacolatabündnis; Michele Magone gehörte dem Bündnis vom Allerheiligsten Sakrament. an … Durch diese Bündnisse erreichte man das Umfeld und jede Person innerhalb der eigenen Gruppe. Natürlich braucht es dazu immer die Bereitschaft, eine kompetente, persönliche Begleitung anzubieten, besonders den Animatoren und Verantwortlichen.

3.7 Zum Realismus des Lebens hin. Eines der Charakteristika der Pädagogik Don Boscos ist sein praktischer Aspekt, die Absicht, die Jugendlichen an das soziale und kirchliche Leben zu gewöhnen; ihnen zu helfen, in Kirche und Gesellschaft den Platz zu finden, der ihnen entspricht, (Berufungsdimension). Zu diesem Zweck reichen Theorien nicht aus. Es ist nötig, den Erwerb von Handlungs- und Beziehungsfähigkeiten mit der Geistes- und Herzensbildung zu verbinden: Initiativkraft, überzeugende Fähigkeit zum Opfer, Neigung zur Arbeit mit Verantwortungsbewusstsein, das Erlernen von Diensten und Berufen: also eine Schulung zum Realismus der Existenz mit einem Sinn für Ernsthaftigkeit und Zusammenarbeit.

4. Der erzieherisch-pastrale Dienst der Salesianer

“Vom Erzieher ist Ernsthaftigkeit in seiner Arbeit und geistige Wachheit gefragt. Er muss achtsam sein für alles Strömungen, die seine Jugendlichen beeinflussen und ihnen helfen diese zu bewerten und auszuwählen.(..) Wissen genügt nicht, es bedarf der Kommunikation. Kommunikation genügt nicht, es ist nötig, sich mitzuteilen. Wer ein Wissen vermittelt, aber sich selbst nicht mitteilt, unterrichtet, aber erzieht nicht.(..) Es ist nötig, das zu lieben , was wir vermitteln und die denen wir etwas vermitteln.”.

Mehr als die Werke interessieren die Personen zu denen wir gesandt sind und denen wir aus erzieherischer und pastoraler Sicht gültige Antworten geben müssen

Für Don Bosco “waren die Jugendlichen seine Herren”, die es zu kennen und zu bewahren galt. Aus diesem Grund ist für den Erzieher die Ausbildung die erste Dringlichkeit seiner Berufung und seiner Sendung, weil wir „in Form“ sein müssen – aus erzieherischer, religiöser und pastoraler Sicht – gegenüber jedweder Situation in der sich die Jugendlichen befinden können. „Damit der angebotene erzieherische Dienst von Qualität ist, ist es nötig, in der Ausbildung in Personen, Ressourcen und Zeit zu investieren; und es gilt, nicht nur den Geist und die Intelligenz zu formen, sondern auch das Herz, das immer in positiver Haltung gegenüber den Herausforderungen bleiben muss, die Kultur und Erziehung der Jugendlichen ständig mit sich bringen. Deshalb müssen wir als salesianische Erzieher unser erzieherische Berufung und das erzieherische Handeln in seiner ganzen Würde zur Geltung kommen lassen. Das bedeutet also, den Jugendlichen zu helfen, sich in allen Dimensionen zu ihrer Persönlichkeit zu entwickeln. Wir müssen wirklich „in Form“ sein, um den „erzieherischen Problemen“ als Herausforderung an unsere beruflichen Fähigkeiten zu begegnen und diese nicht, mit dem Verzicht auf unsere erzieherischen Fähigkeiten, als Entschuldigung zu nehmen, die uns blockiert, Die “Qualität” des Alltags muss die bevorzugte Plattform der Bildung sein.

Für den Erzieher aus Berufung ist das erzieherische Handeln “der privilegierte Ort für eine Begegnung mit Gott”. Es handelt sich also nicht um ein nebensächliches Moment in seinem Leben. Das Sein unter den Jugendlichen ist der geistliche Raum und das pastorale Zentrum des Lebens des Erziehers nach dem Herzen Don Boscos. Wenn dieses Zentrum der Einheit zerfällt, bleibt offener Raum für Geltungsdrang, Aktivismus oder für Eingebungen, die eine innere Spannung für die Erziehungseinrichtungen aufbauen. Die pastorale Liebe ist der Motor der erzieherischen Spiritualität, die Frucht von Mühe, Hingabe, Reflexion, des Studiums und der Suche und anhaltenden und wachsamen Sorge ist; aber ihre Wurzeln in der Einheit mit Gott versenkt („als würde er den Unsichtbaren schauen”), sie drückt sich in Gebet und Handlung aus, in Mystik und Askese. So dienst sie der Heiligung des Erziehers, aber auch der Jugendlichen selbst.

Man kann noch weitergehen: Die Heiligung ist ein Geschenk, das von den Jugendlichen kommt, vorausgesetzt, dass Gott sie liebt und einen Plan (einen ‘Traum’) für jeden von ihnen hat; weil Jesus mit ihnen sein Leben und den Heiligen Geist teilen will und der Heilige Geist in ihnen wirkt, um die menschliche und christliche Gemeinschaft zu erreichten. Erzieher und Jugendliche begegnen sich auf demselben Weg der Heiligkeit. Aus diesem Grund gilt es, mit Kreativität die Herausforderung anzunehmen, durch die Erziehung Missionare der Jugendlichen heute zu sein. Auf diese Weise ist der Dienst, den die Salesianische Erziehung anbietet vollständig und ganzheitlich, weil sie jeder Dimension der Persönlichkeit Rechnung trägt, und das Wohl der Jugendlichen sucht „hier und für die Ewigkeit“, der ehrbare Staatsbürger und der gute Christ, wie es in der Dreiheit ausgedrückt wird: Gesundheit, Weisheit, Heiligkeit.

Dieser erzieherische Dienst richtet sich nicht an “privilegierte”, an ausgewählte oder erlesene Jugendliche. Ebenso wenig handelt es sich um einen Dienst, der nur für Fürsorgeeinrichtungen oder Jugendliche in Schwierigkeiten von Wert ist. Es ist ein erzieherischer Dienst, der sich allen anbietet und für alle gültig ist. Es ist ein Dienst, der für die Masse und für jeden einzelnen gedacht ist, für jedes Umfeld und jede erzieherische Situation, vorausgesetzt, dass die Prinzipien und Techniken, die diesen Dienst bestimmen, von gut ausgebildeten Erziehern umgesetzt werden können, die eine tiefe christliche Persönlichkeit und eine große pastorale Liebe gegenüber den Jugendlichen besitzen.

Don Bosco, der wie kein anderer ein Mann der Praxis war, wusste, dass die Güte einer Erziehungsmethode sich an der Fähigkeit misst, die Mutlosen zu ermutigen, jene wiedereinzugliedern, die bereits aufgegeben haben und die Jugendlichen, die er von den Straßen und Plätzen sammelte, die allen Gefahren einer großen Stadt ausgeliefert waren der Gesellschaft als ehrliche und kompetente Mitarbeiter anzubieten. Die Methode Don Boscos bereitet Menschen auf ein zutiefst menschliches Leben vor. Dies geschieht durch einen Beruf, der persönlich und für die Gesellschaft nützlich ist.. All dies ist dem „einzig notwendigen“ des Evangeliums untergeordnet,
: der Ehre Gottes und dem ganzheitlichen Wohl des Jugendlichen.

Don Bosco war ein Erzieher und als solcher war er immer in Mitten seiner Jugendlichen, auf dem Hof, im Speisesaal, im Klassenraum, in den Werkstätten und in der Kapelle. Aus diesem Grund ist das Angebot salesianischer Erziehung nicht auf bestimmte Strukturen, wie zum Beispiel die Schule, begrenzt.
Das Erziehungsgeschehen ist vor allem eine Beziehung zwischen Personen. Dies ist sowohl im Umfeld von Erziehungseinrichtungen möglich, als auch in der Freizeit der Jugendlichen. Leib und Seele, Individuum und Gesellschaft, Kultur und physische Gesundheit: alles wird in diesem wertvollen Erziehungskonzept in Betracht gezogen. Es wird angepasst an alle Gegebenheiten (Schulen, Pfarreien, Freizeit, soziale Plattformen und Feldern der Ausgrenzung, …), an alle geographischen (auf allen Kontinenten ist das salesianische Werk vertreten), sozialen (Reiche und vor allem Arme), und religiösen Kontexte (entfernte, schwankende und praktizierende Christen), an wen es sich auch immer richtet (Jugendliche und Erwachsene, Familien, Bevölkerungsgruppen) und vor allem an alle Erzieher, die aufrichtig nach dem objektiven Wohl der Jugendlichen streben..

Wir können schließen mit der Aussage, dass der erzieherische Dienst und die salesianische Seelsorge sich in einer Vielzahl von Formen verwirklichen, die in erster Linie bestimmt sind von den Bedürfnissen derer, an die sie sich richten. Sensibel für die Zeichen der Zeit und achtsam für die Bedürfnisse der Gegend und der Kirche, gestalten und erneuern wir unsre Strukturen mit beständiger Kreativität und Flexibilität, im Versuch, vor allem Missionare der Jugendlichen zu sein, Überbringer des Evangeliums an die Jugend von heute. Der salesianische Erzieher ist immer Sohn Don Boscos, der sich zu jedweder Sache bereiterklärt, „auch den Hut vor dem Teufel zu ziehen“, um das Heil seiner Jugendlichen zu retten.

5. EVANGELISIEREND ERZIEHEN

“Unsere Erziehungskunst ist im doppelten Sinn “pastoral”; nicht nur, dass sie sich seitens des Erziehers, ausdrücklich und täglich durch die apostolische Liebe nährt, sondern auch, dass der ganze Erziehungsprozess mit seinen Inhalten und seiner Methodologie am christlichen Zielt des Heils orientiert ist und durchdrungen ist von seinem Licht und seiner Gnade ”.

Offensichtlich war für Don Bosco die religiöse Unterweisung die Grundlage jeder Erziehung. An und für sich ist dies vielleicht verkürzt in der Formel, die den Gedanken Don Boscos am besten ausdrückt: “ehrbare Staatsbürger und gute Christen”. Das heißt, die Werte des Evangeliums und ‘unserer heiligen Religion’ müssen die Entwicklung der Potenziale des Jugendlichen anregen und lenken, bist hin zu vollen Entfaltung seiner Persönlichkeit.

Aber im Kontext der Entwicklung der modernen Gesellschaft geht nicht klar hervor, dass Erziehung und Evangelisierung zusammen einhergehen und sich überdies gegenseitig durchdringen müssen. “Heute neigt man dazu, nicht nur in der Theorie, erzieherisches Handeln überwiegend in laizistischer Form darzustellen. Es ist leicht, die “Professionalität des Erziehers” zu interpretieren, indem man sie auf das Niveau eines einfachen Lehrers reduziert. Leider ist die Gefahr des Bruches zwischen kultureller Auftrag und pastoraler Aufgabe nicht imaginär. Erziehen und Evangelisieren sind an und für sich zwei unterschiedliche Aktionen, (...), aber die Einheit der Person des Jugendlichen fordert, sie nicht zu trennen. Eine einfache Nebeneinanderstellung genügt ebensowenig wie es normal wäre, wenn sie sich gegenseitig ignorierten.“
Das erzieherische Handeln stellt sich in das kulturelle Umfeld und wird Teil der weltlichen Realität; es bezieht sich auf den Prozess der Angleichung an einen Komplex menschlicher Werte, mit einem spezifischen Ziel und einer intrinsischen Legitimation, die nicht instrumentalisiert wird.
Es handelt sich um einen Prozess, der über einen langen, stufigen Weg erfolgt. „ Mehr als um die Einführung von Normen kümmert man sich darum, für die Freiheit verantwortlicher zu gestalten, die Tatkraft der Person zu entwickeln, indem man Bezug nimmt zu seinem Gewissen, zur Echtheit seiner Liebe, zu seiner sozialen Dimension. Es ist ein echter Prozess der Personalisierung, der Reifung in jedem Subjekt. Dieser Prozess braucht Zeit und bringt sorgfältig abgestimmtes Vorgehen mit sich. Das bedeutet, dass sich die Erziehung nicht auf einfache Methodologie reduzieren lässt. Das erzieherische Handeln ist lebendig an die Entwicklung des Subjektes gebunden. „Es ist eine Art von Mütterlichkeit und Väterlichkeit, fast wie eine menschliche Mit-Elternschaft für die Entwicklung der fundamentalen Werte, die da wären: Gewissen, die Wahrheit, die Freiheit, die Liebe die Arbeit, die Gerechtigkeit, die Solidarität, die Teilnahme, der Wert des Lebens, das Gemeinwohl, die Persönlichkeitsrechte. Und deshalb ist es wichtig, auch dafür Sorge zu tragen, das was Verfall und Abweichung bedeutet zu meiden, die Götzendienste (Reichtum, Macht, Sexualität), Ausgrenzung, Gewalt, Egoismen, etc. Es ist ein Prozess, der dazu gedacht ist, den Jugendlichen von innen heraus wachsen zu lassen, damit er zu einem verantwortlichen Menschen, zu einem ehrbaren Staatsbürger wird. Erziehen bedeutet folglich, mit väterlicher und mütterlicher Liebe am Wachstum des Subjektes teilzuhaben, und zu diesem Zweck auch für die Zusammenarbeit mit anderen zu sorgen.: Das Erziehungsverhältnis bindet in der Tat verschiedene Einrichtungen zusammen.

“Die Evangelisierung hingegen, ist dazu bestimmt, den christlichen Glauben zu überliefern und zu bewahren; sie gehört zur Ordnung der Heilsereignisse, die aus der Anwesenheit Gottes in der Geschichte stammen; sie widmet sich , dies bekannt zu machen und mitzuteilen und sie in Liturgie und Zeugnis lebendig zu halten. Sie identifiziert sich nicht einfach mit einer normativen Ethik, weil sie transzendente Offenbarung ist, nicht durch Natur oder Kultur, sondern durch Gott und seinen Christus.”.

Macht auf diese Unterschiede aufmerksam. Sagen wir aber, dass wir in allen Situationen grundlegend und unerlässlich die gegenseitige Beziehung zwischen menschlicher Reife und christlichem Wachstum in Betracht ziehen müssen, um dem (organischen, einheitlichen und harmonischen) Wachstum des Jugendlichen alles Ressourcen der Natur und der Gnade zur Verfügung zu stellen. In seiner Ansprache zum 23. Generalkapitel sagte uns Johannes Paul II “Ihr habt eine gute Wahl getroffen: die Erziehung der Jugendlichen ist eine der großen Instanzen der neuen Evangelisierung ”. Und auch Kardinal Ratzinger erinnerte während des Treffens der europäischen Provinziale, dass es Aufgabe der Salesianer sei, nicht aufzuhören “Propheten der Erziehung ”zu sein. Deshalb sprechen wir davon, erziehend zu evangelisieren und evangelisierend zu erziehen’. Wir sind überzeugt davon, dass sich die Erziehung vom ersten Moment des Evangeliums inspirieren lassen muss und dass die Evangelisierung vom ersten Moment an fordert, sich an den Entwicklungsbedingungen des Kindes, des Heranwachsenden, des jungen Erwachsenen anzupassen … Unsere Art zu evangelisieren zielt darauf hin, eine in jeder Hinsicht reife Persönlichkeit hervorzubringen. Unsere Erziehung zielt darauf hin, für Gott und für die ewige Bestimmung des Menschen zu öffnen.

Um evangelisierend zu sein muss die Erziehung einige Elemente in Betracht ziehen: die Priorität der Person im Bezug auf andere ideologische und institutionelle Interessen, die Sorge für das Umfeld, das reich an menschlichen und christlichen Werten sein muss. die Qualität und den evangelikalen Zusammenhang des kulturellen Angebote, das sich durch die Programme und Aktivitäten anbietet; die Suche nach dem Gemeinwohl, die Verpflichtung gegenüber den Bedürftigsten; die Frage nach dem Sinn des Lebens, das Bewusstsein der Transzendenz und ’die Öffnung hin zu Gott, das Angebot an Erziehungsvorschlägen, die in den Jugendlichen den Wunsch wecken, in der eigenen Ausbildung, in der christlichen Verpflichtung für die Gesellschaft und zum Wohl anderer zu wachsen.

Der christliche Erzieher im salesianischen Stil ist der, der die erzieherische Arbeit auf sich nimmt und diese als Zusammenarbeit mit Gott am Wachsen der Person ansieht.

6. ERZIEHEND EVANGELISIEREN

“Die Pastoral Don Boscos lässt sich nicht nur auf die Katechese oder nur die Liturgie reduzieren, sondern greift in alle konkreten pädagogischen/ kulturellen Aufgaben der Bedingungen der Jugendlichen hinein. (…) Es handelt sich um diese evangelische Liebe, die sich in der Befreiung und Förderung des Benachteiligten und Verirrten verwirklicht.”.

Im vorangegangene Kapitel haben wir klargestellt, dass Erziehen und Evangelisieren an und für sich verschiedene Aktionen sind, aber in der salesianischen Praxis nicht nur nicht zu trennen sind, sondern sich auch ergänzen und gegenseitig bereichern müssen. Wenn es nicht die salesianische Erziehung ist, die den Jugendlichen für Gott und die ewige Bestimmung des Menschen öffnet, dann ist es erst recht nicht die Evangelisation, die nicht darauf ausgerichtet ist, in jeder Hinsicht reife Persönlichkeiten hervorzubringen und die sich nicht nach den Entwicklungsbedingungen des Jugendlichen, des Heranwachsenden, des jungen Erwachsenen richtet oder diese nicht respektiert.
Alle kennen die Situation der europäischen Kultur und die Schwierigkeit die der Kirche bei der Evangelisierung der neuen Generationen begegnet.

Im heutigen Europa über Religion oder die Religionen zu sprechen ist wirklich etwas Vielschichtiges. Den offiziellen Zugehörigkeitszahlen stehen die persönliche Gepflogenheit und die soziale Praxis (Taufen, Ehen …), der tiefere Glaube, alles eine Typologie gelebter religiöser Erfahrung gegenüber, die vom überzeugten und konsequenten Gläubigen zum radikaleren Atheisten geht.

Sicherlich ist mit den Umfragen und Statistiken nicht das letzte Wort zum religiösen Erleben unserer Zeitgenossen gesprochen; aber wir können sie auch nicht ignorieren. Die Ampeln sind, zumindest in Europa auf Rot. Es gibt viele Artikel und Veröffentlichungen zum religiösen Geschehen: In der Regel sind sie pessimistisch.
Das Dokument, das „die Tagesordnung ” der Europäischen Synode – Oktober 1999 – wiedergab, bestätigte, dass die kulturelle Vorherrschaft des Marxismus von einem undifferenzierten und fundamental agnostischen oder nihilistischen Pluralismus abgelöst worden ist. (..) Das Risiko einer fortschreitenden und radikalen Entchristianisierung des Kontinents ist hoch, bis zu dem Punkt, die Hypothese der Abtrünnigkeit des Kontinentes zu formulieren.”.

Es ist offensichtlich, dass die religiöse Praxis untern den jugendlichen schwächer ausgeprägt ist. Im allgemeinen leben diese immer weiter vom Glauben entfernt. “Es handelt sich um eine Gruppe der Bevölkerung, die besonders sensibel ist für die kulturelle Mode und sicher am stärksten von der Säkularisierung des Umfeldes betroffen ist.”. Die Evangelisierung wird aufgrund dieser Säkularisierung des Umfeldes mit jedem Mal schwieriger. Es gibt eine echte Trennung zwischen den neuen Generationen und der Kirche. Die religiöse Unwissenheit und die Vorurteile, die ihren täglichen Nährboden in den gewissen Kommunikationsmedien finden, haben in ihnen das Bild eine konservativen Institution Kirche genährt, die sich gegen die moderne Kultur richtet, vor allem im Bereich der Sexualmoral; das bedeutet, dass alle religiösen Angebot automatisch abgewertet und relativiert werden.
Das Drama ist der vorhandene Riss in der Kette der Glaubensvermittlung. Die natürlichen und traditionellen Räume (Familie, Schule, Pfarrgemeinde) erweisen sich als unwirksam in der Vermittlung des Glaubens. So wächst folglich die religiöse Unwissenheit in den neuen Generationen.

Es ist offensichtlich, dass unter den Jugendlichen die “stille Auswanderung aus den Mauern der Kirche” anhält. “Der religiöse Glaubensweisen wandeln sich zum Pluralismus und folgen immer weniger einem kirchlichen Kanon: folglich sinkt das Niveau der religiösen Praxis: Sakramente und Gebet ”.

Die religiöse Unwissenheit ist mehr oder weniger absolut. Es ist nicht leicht, das Gottesbild der Jugendlichen zu definieren, aber sicher hat der christliche Gott die Zentralität verloren im Vergleich mit einem mittelbaren Gott, der zur Vergöttlichung der Figuren aus der Welt des Sports, der Musik und des Kinos führt..

Der Jugendliche spürt die Leidenschaft für die Freiheit und bleibt nicht vor der Kirchentür stehen. Es gibt viele Jugendliche, die denken, dass die Kirche eine Behinderung ihrer persönlichen Freiheit darstellt. Es ist leicht, die große Zahl der Jugendlichen festzustellen, die sich von der Kirche entfernt haben, die sich nicht mit der kirchlichen Moral identifizieren und die sich durch eine deutliche Tendenz zur Permissivität und zu moralischem Relativismus charakterisieren.

Gegenüber dieser Situation können wir fragen: Welche Erziehung bieten die schulischen und kirchlichen Einrichtungen an? Warum ist die religiöse Frage vom Lebenshorizont der Jugendlichen verschwunden?

Johannes Paul II hat die Kirche zu einer neuen Evangelisierung aufgerufen, die sich neue Eifer, neue Methode und neue Ausdrucksformen zulegen muss.

Der Jugendliche, der Heranwachsende, der junge Erwachsene sind von Natur aus großzügig und sie begeistern sich für Dinge, für die es sich wirklich lohnt.. Warum ist Christus für sie nicht mehr wichtig?

Wenn die Kirche treu zu ihrer Mission des universalen Heilssakramentes bleiben will, muss sie die Sprachen der Männer und Frauen einer jeden Zeit, jeder ethnischen Zugehörigkeit und jeder Herkunft lernen. In der Tat hat die Kirche neben anderen ein “ernsthaftes Sprachproblem”, das ihr nicht erlaubt, das Heil, welches Christus den Menschen unserer Zeit anbietet in angemessenen Formen auszudrücken. Im Grunde handelt es sich um ein Kommunikationsproblem, der Inkulturation des Evangeliums in die soziokulturellen Bedingungen; ein Problem der Glaubenserziehung für die neuen Generationen.

Die salesianische Erziehung geht von der konkreten Situation einer jeden Person aus, von ihren menschlichen und religiösen Erfahrungen, von ihren Ängsten und Sorgen, von ihren Freuden und ihren Hoffnungen, wobei in der Vermittlung von Glauben und Werten immer die Erfahrung und das Zeugnis bevorzugt werden. Die Pädagogik der christlichen Unterweisung sorgt sich darum, dass Christus eher als Freund, der uns rettet und der uns zu Kindern Gottes macht und nicht als Gesetzgeber, der Dogmen, Vorschriften und Riten auferlegt angenommen wird. Sie hebt die positiven und festlichen Aspekte jeder religiösen Erfahrung hervor, treu zum Auftrag, den der Herr Don Bosco in seinem Traum als Neunjähriger gab: Fang sofort damit an und belehre sie über die Hässlichkeit der Sünde und über die Kostbarkeit der Tugend.

‘Erziehend evangelisieren’ bedeutet zu wissen, die beste Nachricht anzubieten (die Person Jesu), indem man sich an die Entwicklungsbedingungen des Jugendlichen, des Heranwachsenden des jungen Erwachsenne anpasst und diese respektiert. Der Jugendliche sucht das Glück und die Lebensfreude. Um sie zu erreichen sollten wir großzügig und fähig sein, uns aufzuopfern, wenn wir ihnen einen überzeugenden Weg weisen und uns als kompetente Wegbegleiter anbieten. Die Jugendlichen waren sicher, dass Don Bosco sie liebte, das er ihr Glück ersehnte hier auf der Erd und in der Ewigkeit. Deshalb akzeptierten sie den Weg, den Don Bosco ihnen vorschlug: die Freundschaft mit Christus, dem Weg, der Wahrheit und des Lebens.

Don Bosco lehrt uns zur gleichen Zeit Erzieher und Verkündiger zu sein (das ist sie, die Gnade der Einheit) Als Verkündiger kennen und suchen wir das Ziel, Christus zu den Jugendlichen zu bringen; Als Erzieher müssen wir von der konkreten Situation der Jugendlichen auszugehen können und es schaffen, eine passende Methode zu finden, um sie bei ihrem Reifungsprozess zu begleiten. Wenn es als Seelsorger schändlich wäre, auf das Ziel zu verzichten, wäre es als Erzieher schändlich, nicht die passende Methode zu finden, sie zu motivieren ihren Weg einzuschlagen und sie mit Glaubwürdigkeit zu begleiten.

Conclusione

Ich schließe mit dem Wunsch, das dieser Jahresleitgedanke 2008 und, noch konkreter, diese Tage zur Spiritualität der Salesianischen Familie, uns dazu bringen, das erzieherische Genie Don Boscos wieder zu entdecken, unser pädagogisches Charisma, das wertvolle Erbe des Präventivsystems, und dass sie uns bewusst machen, dass wir Überbringer des besten Geschenkes sind, das wir den Jugendlichen anbieten können: der salesianischen Erziehung. Das ist unsere Prophezeiung. Das ist es, was Kirche, Gesellschaft und die Jugendlichen von der Salesianischen Familie auf der ganzen Welt erwarten.

Don Pascual Chávez Villanueva
Rom – Salesianum, 18. Januar 2008

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